1965: DER MARSHALL-STACK STÄRKT DIE BRITISCHE INVASION
VERÖFFENTLICHT: 9. MAI 2022
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Pete Townshend zertrümmert bei einem Live-Auftritt mit The Who eine Gitarre an seinen Marshall-Stacks. Die Kinks und die Spencer Davis Group begeistern die Massen in den späten 60er-Jahren.
Mitte der 60er-Jahre war die Beatlemania auf beiden Seiten des Atlantiks ausgebrochen, und das US-Publikum wandte sich zunehmend den rebellischen Klängen der Rolling Stones, der Kinks und der Small Faces zu und nicht den Pop-Acts, die es anderswo gab. Als Motorräder, Miniröcke und die James-Bond-Filme auch über den großen Teich schwappten, befand sich Großbritannien plötzlich inmitten einer kulturellen Offensive gegen die USA.
Die Vorfreude auf Rockkonzerte britischer Künstler erreichte bald einen fieberhaften Höhepunkt. Als die Veranstaltungsorte immer größer wurden, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, stellte die schiere Menge an schreienden Fans ein Problem dar: Die Bands selbst wurden inmitten der ganzen Aufregung übertönt. Eine großflächige Beschallung über Hightech-PA-Systeme war noch in weiter Ferne – und so brauchten Bands wie Pete Townshend von The Who plötzlich lautere Verstärker, um ihren Angriff von der Bühne aus zu starten. Jim Marshall war der Mann, der genau das liefern konnte.
„Townshend wollte ein Lautsprecherbox mit acht 12-Zoll-Lautsprechern“, erinnerte sich Jim in einem Interview mit der Zeitung The Guardian im Jahr 2012. Aber diese neuere, lautere Innovation war gar nicht so einfach, wie sie klang. Die Prototypen waren so schwer, dass die Bühnencrew sich abmühte, sie in die Veranstaltungsorte hinein und wieder herauszubringen.
„ICH HABE IHM GESAGT, DASS ES UNMÖGLICH SEIN WIRD SIE ZU TRAGEN – UND ICH HATTE RECHT,“ ... „ALSO HABEN WIR VERSUCHT, DIE BOX IN ZWEI HÄLFTEN ZU TEILEN UND EINE AUF DIE ANDERE ZU STELLEN.“ – JIM MARSHALL
Die Rechnung ging auf, und der daraus resultierende JTM45/100 – ein zwei Meter hohes Monstrum an Lautsprecherpower – wurde zum ersten Modell dessen, was heute als der ultimative Marshall-Stack gilt; der Vorläufer des heutigen 100-Watt-Marshalls. Die Veröffentlichung dieser neuen Erfindung fand mit The Who in einem Pub in Southall statt. „Wir waren alle völlig geflasht“, erinnert sich Marshall-Legende Jim Nairn, der wie alle anderen Anwesenden noch nie einen 100-Watt-Verstärker gehört hatte.
Ronnie Lane und Steve Marriott von The Small Faces spielen 1967 mit Marshall-Verstärkern.
„ICH GLAUBE NICHT, DASS IRGENDJEMAND MEHR ALS ZWEI WORTE HERAUSGEBRACHT HAT, AUSSER ‚WOW‘, UND ZWAR IM POSITIVEN SINNE.“ – JIM MARSHALL
Mit dem Marshall-Stack begann der Wettstreit, wer am lautesten ist. In den 70er-Jahren wurden die Stacks übereinander gestapelt, was zu gigantischen Klangwänden führte, die auf der Bühne ebenso sichtbar wie hörbar waren. Der Sound dieses Jahrzehnts wurde durch diese bahnbrechende Entwicklung maßgeblich mitbestimmt, da sich danach Bands wie Led Zeppelin und Black Sabbath an Marshall wandten. Seitdem sorgen britische Bands in den Staaten für mächtig Lärm.
Ein originaler JTM45 mit einer 4 x 12-Zoll-Box.