Freundschaften zwischen Künstlern können in vielerlei Hinsicht von Bedeutung sein, sei es als Tourneebegleitung oder als gegenseitige emotionale Stütze. Doch das Beste daran ist, wenn sie sich in eine kreative Zusammenarbeit verwandeln. Im Rahmen der Life in Stereo Serie über Musik und Zusammenarbeit erfahren wir, wie sich der Rapper Little Simz und der Produzent Osiris the God (alias OTG) während eines Schneesturms auf den Straßen Prags anfreundeten.

Little Simz erinnert sich gerne an den Moment, als ihre Beziehung zu OTG wirklich Gestalt annahm. Sie waren auf ihrer ersten gemeinsamen Europatournee und waren an einem kalten Wintertag in Prag angekommen. Nach dem Soundcheck machten sie und OTG einen Spaziergang durch die tschechische Hauptstadt. „Es hat wie verrückt geschneit, es war irre“, erzählt Simz heute. „Die Stadt wirkte wie aus dem Bilderbuch und wir liefen durch die Straßen und machten Schneeengel, es war eine echte Erinnerung, wir beide verloren in Prag. Die Zeit verging, wir mussten noch ein Konzert spielen, die Saaltüren waren schon offen, und wir waren komplett im Nirgendwo.“

Zum Glück kamen sie rechtzeitig zurück und die Show war perfekt. Es war der erste Triumph einer Zusammenarbeit, die sowohl im Studio als auch auf der Bühne erfolgreich war, von ihrem E.D.G.E.-Projekt im Jahr 2014 bis zu einem Auftritt bei OTGs The Book im Jahr 2017. Alles begann, als OTG Simz Musik zum ersten Mal an der Uni hörte und sofort ein Fan wurde. „Ich wusste, dass sie eine Menge Potenzial hat“, erinnert er sich heute. Er begann, ihr seine eigenen Produktionen zu mailen. Simz war jedoch mit ihrer eigenen Musik beschäftigt und ignorierte die Mails monatelang. Als sie schließlich eine von OTGs Nachrichten öffnete und sie sich anhörte, wurde ihr klar, dass sie etwas verpasst hatte. „Ich dachte, der Junge ist wirklich total verrückt“, erzählt sie. „Ich öffnete alle ungeöffneten E-Mails aus der Vergangenheit und dachte, ich sitze hier auf einer Goldmine. Ich hatte ja keine Ahnung!“ Das war der Moment, in dem Simz OTG bat, sie auf ihrer ersten Europatournee zu begleiten.

Simz brauchte einige Zeit, um zu verstehen, wie man Kollaborateure in ihre Musik einbindet. Das lag, wie sie bereitwillig zugibt, an einem „Kontrollproblem“, da sie zu Beginn ihrer Karriere sehr selfmade unterwegs war. Heute sagt sie: „Ich möchte ihre Meinung hören und wissen, ob die Hookline gut klingt oder ob sie verbessert werden kann“ – und das gilt insbesondere für OTG. „Ich habe mit Osiris Songs geschrieben und ich schreibe normalerweise mit niemandem“, sagt sie.

Simz und OTG haben herausgefunden, dass der Schlüssel zum Erfolg ihres Studios darin liegt, zu wissen, wann die Unterschiede zwischen ihnen ein Vorteil sein können. Laut Simz besteht der größte Unterschied zwischen den beiden in ihrer Herangehensweise an die Musikproduktion. Sie gibt bereitwillig zu, dass es ihr mehr um „das Gefühl, das Einfangen der Magie geht, es muss kein perfekter Mix sein“, während Osiris davon besessen ist, den richtigen Sound zu finden und, wenn er sich selbst überlassen wäre, stundenlang daran arbeiten würde, dass er komplett einwandfrei ist.

Simz betont, dass sie nichts erreichen würden, wenn sie so besessen von Klangdetails wäre wie OTG, aber es ist die Kombination aus ihrer Suche nach Gefühl und Osiris Beherrschung des Klangs, die es möglich macht, dass es funktioniert. „Ich muss manchmal sagen: ‚Yo, mach dir keine Gedanken über die Bassdrum, nimm das Pattern auf, denk darüber nach, wie es sich anfühlt und bewegt‘“, erklärt Simz.

Ebenso geben die beiden Künstler gerne zu, dass sie Meinungsverschiedenheiten haben. „Es gibt viele davon“, sagt OTG. „Ich denke, es ist gut, mit Gleichgesinnten nicht einer Meinung zu sein, weil es Perspektiven eröffnet, die man vielleicht noch nie gesehen oder über die man noch nie nachgedacht hat, und es erlaubt einem wirklich, einen genaueren Einblick in den Denkprozess von jemandem zu bekommen“. Simz stimmt zu, dass diese Streitigkeiten „uns stärker machen – wenn Osiris mich genervt hat oder ich ihn verärgert habe, lässt er es mich wissen und ich tue das Gleiche. Wir fühlen uns so wohl, dass wir uns so etwas gegenseitig sagen können. So sind sie nicht nur künstlerische Mitarbeiter, die instinktiv verstehen, was der andere machen will, sondern auch Freunde geworden, die so eng miteinander sind, wie man nur sein kann. „Er stellt mir Fragen über Mädchen, 'was meint sie damit', also treffen wir uns auch auf dieser Ebene, was die verrückteste Sache ist, weil es nicht nur um Musik geht – es ist wie eine Familie“.

OTG: Wir hatten viel Spaß auf der Party unserer Freunde.

Simz: Außerhalb der Tournee sind wir viel zusammen. Er kommt beispielsweise zu mir nach Hause, wo es ein kleines Studio gibt, und er nutzt es, um Beats oder so zu machen, während ich mein Ding mache. Er ist wirklich wie ein Bruder.

OTG: Sicherlich, aber das ist sehr subjektiv. Menschen können sich durch ihre Kunst eine eigene Meinung über eine Person bilden und unbewusst anfangen zu erwarten, dass sie so sein wird. Das kann dazu führen, dass jemand aus nicht nachvollziehbaren Gründen enttäuscht ist.

Simz: Man würde nicht vermuten, dass er sogar die Dinge, die er jeden Tag hört, aktiv hört. Er ist ein echter Musiker. Wenn er also etwas hört, sieht er, was er mit diesen Samplings machen kann. Seine musikalische Palette ist einfach riesig. Er ist sehr erfahren.

OTG: Ehrlich gesagt kann ich diese Frage nicht beantworten, es gibt zu viele Erinnerungen, die mir durch den Kopf gehen. Es ist unmöglich, eine auszuwählen.

Simz: Zweifellos Prag. Gemeinsame Momente vertiefen die Zusammenarbeit, und wir hatten so viele solcher Momente. Selbst als ich nach Prag meinen anderen Freunden davon erzählte, sagten sie etwas wie: „Oh, das ist passiert, Wahnsinn“, aber nur Osiris und ich wissen, wie lustig es war … oder wie beängstigend.

Simz: Ich mag die Einstellung der Londoner. Wir bewegen uns immer nur vorwärts, nicht wahr? Wir sind auf eine gewisse Weise sehr lebhaft. Ich könnte in so viele verschiedene Szenarien einsteigen und es wäre wie in einem Film. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich das irgendwo anders auf der Welt finden könnte.

OTG: London hat für mich eine große Bedeutung, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin. Die Stadt wird immer standardmäßig in mir installiert sein. Ich habe immer das Gefühl, dass Menschen, die aus anderen Ländern nach London kommen, überrascht sind von dem, was sie dort vorfinden. Hier gibt es nicht nur Tee und Crumpets, sondern auch eine Menge Kultur zu erkunden.

OTG: Ständig.

Simz: Ja, seine Ratschläge sind wirklich wertvoll. Er ist so ein verständiger Mann, weißt du? Ich hatte bereits Beziehungen zu anderen Männern, und manchmal verstehe ich sie einfach nicht. Doch Osiris kann die Dinge so klar darlegen, dass sie Sinn ergeben – und umgekehrt.

OTG: Auf jeden Fall. Wenn man unterwegs ist, arbeitet man nicht nur zusammen, sondern lebt auch praktisch zusammen. Es ist also wichtig, ein gutes Gleichgewicht zwischen Freundschaft und Arbeit zu haben.

Simz: Ja, absolut. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich diese Show nicht machen möchte oder unsicher bin, dann macht allein Osiris Anwesenheit einen Unterschied.

OTG: Ich denke, dass es hier keinen großen Unterschied gibt. Letztendlich kommt es darauf an, um welche Art von Menschen es sich handelt.

Simz: Ich finde das großartig, denn warum sollte man nicht mit jemandem, mit dem man Musik macht, eine enge Freundschaft haben wollen? Auf jeden Fall nimmt es den Druck. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht in der richtigen Verfassung bin, um das umzusetzen, was wir tun müssten, weiß ich, dass ich nicht verurteilt werde, sondern nur ein „Yeah, cool“ als Zuspruch erhalte. Es ist so einfach.

OTG: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würden wir eine Reise ins Weltall machen.

Simz: Es würde definitiv mit Essen zu tun haben. Wir zeigen uns immer gegenseitig tolle Orte, ich probiere etwas und denke: „Osiris würde das lieben“.

Simz: Er hat eine Menge Dinge gesagt. Wir hatten einige sehr emotionale Gespräche, bei denen wir beide geweint haben.

Simz: Er ist sehr fürsorglich.

Simz: Er ist immer bereit, Essen zu bestellen oder zu essen. Ich bin auch auf seinem Deliveroo-Account angemeldet, also wenn ich bestelle und denke, dass ich hinterhältig bin, sagt er: „Das-und-das ist auf dem Weg, ja“ und ich sterbe vor Neid.

Simz: Ich finde, Hiatus war eine super Empfehlung.

AUTOR LUKE TURNER FOTOGRAF WILL ROBSON-SCOTT