Siebziger

1972: Glam-Rock-Revolution

VERÖFFENTLICHT: 9. MAI 2022

LESEDAUER: 5 MINUTEN

Schwarz-Weiß-Foto einer Person mit dramatischem Make-up und Frisur, die sich eine Zigarette anzündet und nachdenklich wegschaut.

David Bowie trägt Make-up auf, während er sich auf einen Auftritt als sein Alter Ego ‚Ziggy Stardust' vorbereitet.

Der Postindustrialismus richtete in den 70er-Jahren verheerende Schäden an, und als die Unruhen Nordirland erschütterten, forderten die Arbeiterinnen und Arbeiter in ganz Großbritannien durch Streiks bessere Löhne und Arbeitsbedingungen. Der „Summer of Love“ hatte sich wieder gelegt, und die ausgelassenen 60er-Jahre wurden bald durch einen eher puritanischen Sound ersetzt. Aber die ernsten Künstler hatten nicht lange das Sagen.

Zu Beginn des Jahrzehnts explodierte der Glam Rock in einem Feuerwerk aus Verspieltheit und Androgynität und brachte starkes Make-up, extravagante Outfits und authentische, mit Hooks versehene Rocksongs mit sich, die vor Leben strotzten. Dies war ein Gegengift zu den düsteren Realitäten, die man anderswo vorfand – eine lebendige neue Form des Eskapismus, die es den Zuhörern erlaubte, sich mit Songs über kosmische Tänzerinnen und Spinnen vom Mars in eine Welt der Fantasie zu flüchten.

„... Der Glam Rock explodierte in einem Feuerwerk aus Verspieltheit und Androgynität...“

Twisted Sister in vollem Glamour auf der Bühne
Die New York Dolls in ihren glamourösen und farbenfrohen Outfits
Nahaufnahme der Sängerin mit langen lockigen Haaren und vollem Glam-Make-up
Twisted Sister in vollem Glamour auf der Bühne
Die New York Dolls in ihren glamourösen und farbenfrohen Outfits
Nahaufnahme der Sängerin mit langen lockigen Haaren und vollem Glam-Make-up

Hohe Absätze und voluminöse Haare waren die Schlüsselelemente des Glam-Rock-Looks der New York Dolls. Eine Vision, die Twisted Sister in die 80er-Jahre mitgenommen haben.

Fashion und Gender Expression waren integraler Bestandteil des Genres, besonders bei den männlichen Künstlern. Anstatt den Bart- und Jeans-Look der späten 60er-Jahre fortzusetzen, sorgte der Glam für einen Umbruch, als namenhafte Männer wie Marc Bolan von T. Rex, der ehemalige Anführer von Velvet Underground, Lou Reed, Iggy Pop von The Stooges und David Bowie begannen, sich in Frauenkleider und Make-up zu kleiden. Im Vereinigten Königreich war Homosexualität erst wenige Jahre zuvor teilweise entkriminalisiert worden, und es herrschten noch immer engstirnige Ansichten über Sexualität und Geschlecht. Aber diese Gegenkultur-Bewegung gab Männern neue Möglichkeiten, sich auszudrücken – und zwar auf eine Weise, die nicht der hegemonialen Männlichkeit entsprach.

„Glam Rock, voller Dekadenz und Inszenierung, hat seither die Grenzen der Sexualität und der Geschlechternormen verschoben.“

Der Trend war männlich dominiert, aber der Glam beeinflusste auch die Frauenmode. Weibliche Stars wie Suzi Quatro trugen androgyne und kantige Looks, die sich an ihren männlichen Pendants ebenso orientierten wie an denen der Frauen. In beiden Fällen legten das Genre und der damit verbundene Lifestyle den Grundstein für eine fließendere Darstellung der Geschlechter.

Der Glam Rock voller Dekadenz und Inszenierung hat seither die Grenzen der Sexualität und der Geschlechternormen immer weiter verschoben. Das androgyne Vermächtnis der Bewegung wurde später von US-Glam-Punk-Bands wie den New York Dolls und den Runaways, Metal-Bands wie Judas Priest und Def Leppard und modernen Bands wie My Chemical Romance, Måneskin und sogar Harry Styles übernommen.

Iggy & The Stooges im Whisky-A-Go-Go. Lou Reed tritt live auf der Bühne des Carre Theatre auf

Iggy & The Stooges im Whisky-A-Go-Go. Lou Reed tritt live auf der Bühne des Carre Theatre auf.

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